Seite:Zerstreute Blaetter Band I 143.jpg

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Gattung: einige sehr simpel; aber in ihrer Simplicität auch noch jetzo reizend. Die Vorstellungen endlich, die man vom Todenreich hatte, welche schauerlich- anschauliche Bilder, welche traurigsüße Empfindungen erregen sie in jenen Grabschriften und Leichencerimonien, mit denen man die Verstorbenen schmückte! Gerade das Dunkle, in welches sich ihr Blick einschloß, trägt zu dem wehmüthigen Gefühl bey, das ihre Todenmahle für jeden sanftfühlenden Menschen umschwebet. Ein hellerer Blick, eine deutlichere Vorstellung vom Zustande nach dem Tode würde offenbar die Dämmerung vertreiben, die uns jetzt mit dem Wohnen im Todenreich oder unter den Sternen so wehe- und wohlthut. –

     Von der Verfassung der Griechen, die auf persönliche Ehre und Freyheit gebauet war, mithin öffentliche Denkmäler und Siegeskränze, mithin auch Loblieder und Aufschriften auf dieselbe erweckte und werth hielt, darf ich nur kurz reden. Wo sind jetzt die Tempel und Bildsäulen unsrer Helden? wo sind die Aufschriften zu ihrem

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)