Seite:Zerstreute Blaetter Band I 152.jpg

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umgiebt, was ihn erfreuet oder quält, was ihn lehrt, oder was ihm dienet. Der Vogel und der Delphin, die Henne und die Cicada, die Biene und ihre Rose empfangen den Gruß des Epigramms; selbst unbelebte Wesen werden mit Liebe belebet. Für den sanftern Menschen sind also diese kleinen Gedichte eine Schule geselliger Empfindung, und wie manches hätten wir auch sonst in den Besten derselben zu lernen! –

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     Ich würde mir selbst viel zu lange über das griechische Epigramm geschrieben haben, wenn das, was ich sage, nur diese einzige Dichtungsart gölte. Nun aber sind mehrere mit ihr so enge vergeschwistert, daß ich auch über sie noch ein Wort hinzufügen muß, zumal die alte Anthologie sie gemeinschaftlich in ihren Schooß aufnahm.

     Die Griechen hatten zwo Arten kleiner Gedichte, deren eines sie ειδος, das andere ειδυλλιον, Bild und Bildchen nannten: von beyden hat die Planudische Sammlung einige

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_152.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)