Seite:Zerstreute Blaetter Band I 169.jpg

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in jede Deiner Compositionen muß dieser Geist gehaucht seyn, und das Ganze zu Einem bilden; sonst stehet alles, so treu und künstlich es nachgeahmt seyn möge, nur arm und todt da. Auch in dir, Tonkunst, muß Rührung der Seele alle Töne binden und begleiten, sonst werden sie nicht nur das, was du von den kalten Nachahmungen der Malerey sagtest; sondern sie sind vielleicht noch widriger, da deine Kunst blos vom Hauche dieses himmlischen Geistes lebet. Also lasset allen Wortstreit, und haltet euch an die bestimmten Wirkungen eurer Künste. Wollet ihr, so will ich den alten Aristoteles herbey rufen lassen; er soll ein ausnehmender Meister in Unterscheidungen und bestimmten Worterklärungen seyn, er wird euch ohne Mühe rectificiren –

     Beyde Damen verbaten den Entscheider, sie wählten dafür, wenn sich Apollo nicht selbst bemühen wollte, ihre jüngere Schwester, die Poesie zur Schiedsrichterin. Sie hat von uns beyden gelernt, sprachen sie, und liebt uns beyde.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)