Seite:Zerstreute Blaetter Band I 221.jpg

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an in seinem Haupte. Juno berührte seine Augen, und sie blickten majestätisch umher. Venus berührte seine Lippe, und die schönste Gabe ihres Schatzes, Ueberredung der Liebe floß auf dieselbe. So bildeten sie einen Mann: so bildeten sie ein Weib: Göttinnen und Götter freuten sich ihres Gebildes.

     Als plötzlich der Bote der Götter ankam, der eben ausgesandt gewesen war, das Schicksal um einen Spruch zu befragen, und erschrocken die Nachricht brachte, daß die mächtigen Götter des Tartarus über ihr neues Gebilde zürnten. „Ohne sie zu befragen, sprach er, habt ihr ihnen ein so weites Gebiet ihrer dunkeln Herrschaft entrissen; darum ist Pluto ergrimmt, die alten Parzen, die wütenden Erynnien zürnen: Nemesis hat euch beym Schicksal verklagt, und die unerbittliche Mutter hat ihren Klagen Gehör gegeben. Vernehmt ihre strenge Entscheidung:

     „Ein kurzes Leben sey den Lebendigen auf ihrer neuen Erde bestimmt; und da sie aus dem Felsen hervorgebracht ist, so sey der Sterblichen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)