Seite:Zerstreute Blaetter Band I 222.jpg

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Leben ein hartes Leben. Das Metall in ihrem Schooß sey ihnen ewige Mühe, ein immer wachsender Hader und Vielen der mordende Tod. Brüder werden Brüder erwürgen, und Hirten der Menschen ihre Völker schlachten. Der Freund stellt seinem Freunde nach Leben und Ruh; und selbst die süßen Gaben der Himmlischen, Verstand und Ueberredung und Liebe werden ihnen ein immerfließender Quell des Irrthums und des Truges und des Jammers. Also will es das Schicksal!“

     Erblasset standen alle Götter da, als Merkur sprach; denn eben als er noch sprach, stieg schon die Dienerin des Schicksals die ehrwürdige Nemesis herauf, sie, die immer die Erde durchwandert, zu vergelten das Gute, zu strafen das Böse. Ungesehen geht sie umher und zeichnet die Thaten an und wie sie ihr Buch der Unerbittlichen vorlegt: so wägt das Schicksal.


2.

     Die Götter waren bestürzt; doch nicht ohne Rath und Hülfe. Sie wußten, das Schicksal

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)