Seite:Zerstreute Blaetter Band I 225.jpg

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waren im friedlichen Kampf mit einander um die glücklich unglückliche Menschenheerde: denn ihre Grenzen waren vom Schicksal geschieden, und die gerechte Nemesis war Bewahrerin dieser Grenzen. Der Schlund des Tartarus brachte Unheil ans Licht: Krankheiten und Seuchen, Erdbeben und Feuerströme stiegen hervor; das verführende Gold und das mordende Eisen. Die Parzen webten und schnitten ab: die Erynnien schwungen ihre Fackeln in die Herzen der Menschen; doch nicht anders, als ihnen die Thatenverzeichnende Nemesis Erlaubniß gab und winkte.

     Gegentheils thaten die Götter aus helfendem Mitleid mehr für die Menschen, als sie zur bloßen Zeitkürzung würden gethan haben: denn die Elenden waren ihr Werk. Merkur gieng hernieder und gab ihnen das Geschenk der Sprache. Apollo gieng hernieder, und ward ein jugendlicher Hirt: er lockte sie in ein friedliches Thal und erweichte die Herzen der Jugend durch Gesang und Liebe. Bacchus gieng hernieder und zeigte den Menschen die erquickende Traube:

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)