Seite:Zerstreute Blaetter Band I 226.jpg

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er preßte sie in den Becher des Gastrechts, den er mit Rosen der Freundschaft und mit dem Lotos milder Vergessenheit kränzte. So mischten sich tausendfach, unerkannt und in vielen Gestalten die Götter unter die Menschen: sie besuchten die Hütten der Armen, und waren insonderheit beym Spiel der unschuldigen Jugend. Grazien und Tugenden aus dem Gefolge der Venus beschäftigten sich mit der schönsten Zeit des Menschen, wenn er im Liebreiz blühet, und allen sanften Eindrücken gern Raum giebt. Ja endlich bekam zu noch größerer Sicherung jeder Mensch am Tage seiner Geburt einen hülfreichen Genius, der ihn unsichtbar begleite, der aber, um seine Vernunft zu eigner Thätigkeit zu gewöhnen, ihn minder lehre als warne, ihn kräftiger rette als führe.


4.

     Was sollten die Götter mehr thun, als sie thaten? und dennoch sahen sie viel vergebliche Mühe vom Werk ihrer Hände. Gern hätten sie den Menschen den kleinen Stolz gegönnet, daß

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)