Seite:Zerstreute Blaetter Band I 244.jpg

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Geschichte; aber keinen, der, um der Mann zu seyn, der er ist, nothwendig etlichemal in Menschen Mutterleibe gewesen seyn müßte. Die größten Männer, fand ich immer, waren die bescheidensten und aufrichtigsten. Sie verschwiegen nie, was sie in ihren Augen sind? was sie waren? was und wie sies wurden? Sie stürzten sich nicht in den Aetna[1] um Götter zu werden [2], weil die Eisenpantoffeln doch immer zu rechter Zeit ans Tagslicht kommen. Vielmehr gaben sie Confeßionen für Welt und Nachwelt heraus und beichteten.

     Ch. Und was beichteten sie? Erinnern Sie sich nicht des Pythagoras der Euphorbus gewesen war, des Apollonius von Tyana –

     Th. Lassen wir die fabelhaften Schatten und kommen lieber auf Personen, die uns im Licht



  1. Der griechische Philosoph Empedokles soll dies der Sage nach getan haben.
  2. – Deus immortalis haberi,
    dum cupit Empedocles, ardentem frigidus Aetnam influit –
         Horat.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)