Seite:Zerstreute Blaetter Band I 247.jpg

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wie Auferstandne und Wiedergebohrne, die nach einer langen Nacht des Schlafs eine alte Zeit wiederbrachten, und als Jünglinge da standen in neuer Himmelsschönheit. Ists nicht, als ob das Rad der Zeiten umlaufen müßte, um das menschliche Geschlecht wiederzugebähren, den Verstand aufzuwecken und die Tugend zu erneuern? Wie, wenn solche Revolutionen in der sichtbaren Welt gerade das wären, was der Name sagt, Revolutionen auch in der unsichtbaren, der Geister-Welt, ein Wiederkommen alter edler Geister und Menschen Geschlechter?

     Th. Das klingt artig. Lassen Sie uns sehen, was an dem glänzenden Traum sey. Daß große Geister selten sind, läugne ich nicht; auch das gebe ich zu, daß sie das, was sie waren, durch Natur, und nicht durch den improbus labor[1] allein, seyn konnten. Aber zur Seelenwanderung thut dies nichts. Auch unter den Thieren giebts in jedem Geschlecht große Stuffen und Unterschiede von Fähigkeiten, die nur diejenigen näher bemerken, die mit einem solchen Geschlecht gleichsam



  1. Übersetzung: übertriebene Arbeit


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)