Seite:Zerstreute Blaetter Band I 265.jpg

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ich, können und sollen wir; doch freylich unter den Händen des Schicksals.

     Ch. Ja wohl unter den Händen des Schicksals! –

     Th. Denn da wir über alle Ideen und Eindrücke unsrer selbst nicht Herren sind, viel weniger sind wirs über die Eindrücke unsrer Freunde und Kinder. Wir haben unsre Seelen nicht selbst hieher gesetzt; noch weniger sind wirs, die ihre Kräfte gegen das von allen Seiten auf sie zuströmende Weltall ausgerüstet haben. Es giebt also wirklich Personen, die zum Leiden, zum Unglück gesetzt sind; denen frühe Eindrücke und Ideen, Bekümmernisse und Krankheiten die Lust am Leben ziemlich gemindert und geraubt haben. Der Trank, den sie trinken sollen, ist ihnen bitter oder trübe und unschmackhaft gemacht: denn es giebt Uebel, die für dieses Leben nicht mehr ganz ausgethan werden können. Auch diese Personen müssen sich indessen begnügen, die Bürde die ihnen aufgelegt ist, eine von ihnen unabtrennliche Lebensbürde,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)