Seite:Zerstreute Blaetter Band I 296.jpg

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     Und wie denn der, der ewig hier weilen und immer wieder kommen wollte auf diesem Marktplatz? –

     Wars, daß die Stille der Nacht und die hohe Harmonie der Sterne das System beyder Freunde versöhnt hatte, oder hatte Charikles zu viel zu sagen: sie umarmten sich und giengen schweigend auseinander. Theages schien verlohren im unendlichen Blau des Himmels, auf der glänzenden Sternenleiter, die so manche Völker, Wilde und Weise, den Weg der Seelen nannten, freylich eine höhere Laufbahn, eine reichere und schönere Palingenesie, als uns hier auch in den glücklichsten Gestalten die dürftige enge Erde gewähren könnte!


O pater, anne aliquas ad coelum hinc ire putandum est
sublimes animas? iterumque ad tarda reverti
corpora? quae lucis miseris tam dira cupido?
     Virgil
<ref>Übersetzung: "Vater, wie ist doch glaublich, dass freischwebende Seelen/ Kehren zur Höhe von hier und zurück in langsame Leiber gehn?/ O woher den Armen des Lichts so grause Begierde." -
Vergil, Aeneis, VI, 719.

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Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)