Seite:Zerstreute Blaetter Band I 300.jpg

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Wesen hinaufklimmen, und kann gar nicht begreifen, wie man dieser Hypothese, die den Zusammenhang der ganzen Schöpfung vor sich hat, noch etwas in den Weg legt.

     Ch. Nun sind Sie auf rechtem Wege.

     Th. Ich bin, was diesen Punkt betrift, immer darauf gewesen; erinnern Sie sich, daß Sie selbst Anfangs davon ablenkten. Können Sie die Aesopische Fabel leiden, Charikles?

     Ch. Sehr, aber wie kommt die hieher?

     Th. Weil ich sie ordentlich wie den Kompaß ansehe, der uns zeigt, wie wir zu den Thieren stehen. Sämmtlich und sonders spielen die Thiere noch ihre Fabel, und Aesop, der größte Philosoph und Sittendichter, hat uns ihr Spiel nur vernehmlich, nur sprechend für uns gemacht: denn für sich sprechen und handeln sie unaufhörlich. Und wissen Sie, was der Mensch bey dieser fortgehenden Thierfabel ist? Nichts als der allgemeine Satz, die Moral der Fabel, die Zunge in der Waage. Er nutzt die Schöpfung, und also auch alle Charaktere der Thiere.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_300.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)