Seite:Zerstreute Blaetter Band I 367.jpg

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wollten, haben sie am meisten entstellt und erniedrigt.


     Doch wieder zu unserm Gegenstande! (denn auch bey Herrn Hemsterhuis war dieses nur Parenthese.) Die Natur fängt immer vom Einzelnen an; und nur, wenn sie die Neigungen desselben in seinem kleinen Kreise geordnet und befriedigt hat, kettet sie mehrere an einander, und ordnet ihre Empfindungen zur gemeinschaftlichen Glückseligkeit. Aus glücklichen Familien besteht das Wohl des Staats; oder seine Glückseligkeit ist eine Scheingröße. Nachdem in einem Menschen sinnliche und geistige Freuden, Freundschaft und Liebe, Vaterzärtlichkeit und eigne Tugend wohlgeordnet und wohlgepaart sind, nach dem ist er für sich und andre glücklich. Unmöglich kann er also wie Meeresschleim mit allem zusammenfließen: unmöglich alles in gleichem Grade lieben, loben und gutheißen, oder jeden Staub in einen Sonnenstrahl verwandeln wollen, damit er doch auch das Staubkorn als einen Sonnenstral

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_367.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)