Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/334

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allen innigen Tonkünstlern noch jetzt aufs höchste geschätzt, in der Stille studirt, auch angewandt, wo sie irgend angewandt werden mögen. Die heilige Musik ist so wenig ausgestorben, als das wahre Gefühl der Religion und Einfalt aussterben kann; indessen wartet und hoffet sie freilich auf eine Zeit der Wiedereinsetzung und Offenbarung. Sollte ihr diese auf immer versagt seyn? Ich sehe dazu keine Ursache. Lasset drei dazu geschaffene Menschen aufleben und einander begegnen, einen Beschützer, einen Tonkünstler und einen Dichter; so könnte in einem kleinen Kreise schon viel werden. Der Dichter dörfte selbst nicht vom ersten Range seyn; nur von einer Art, in der er hier der Erste wäre, ein Mann, der, mit einem Gefühl für das, was heilige Musik ist und allein seyn kann, allen Vorrath derselben in den heiligen Büchern kennte, das alte Ritual von den Schlacken, unter denen es begraben liegt, zu reinigen wüßte, sich von allem Hergebrachten des neueren Modegeschmacks entfernt halten könnte, und darnach, unserer Zeit

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/334&oldid=- (Version vom 1.8.2018)