Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band. | |
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Eiszapfen hingen an dem Haus
so lang und stark wie Mandeldocken,
Schneewolken beutelten die Flocken
so groß wie Knäuel Garns heraus.
die Mannschaft drinnen lag in Ruh.
Da ziehn von Cunnersdorf herüber,
geraden Wegs zur Mühle hin,
zwei Bärenführer mit den Bären,
daß sie Herberge finden drin,
und klopfen mächtig an das Thor,
und steh’n und harren lang davor.
Da endlich wird es hell im Hause,
beleuchtet mit dem Kiefernspane
genau die Bärencaravane,
mummt sich im Pelz, und öffnet drauf,
und nuschelt gähnend: „Kommt nur ’rein!
„Hier hab’ ich einen Stall; doch freilich,
das will ich euch nur frei gesteh’n,
da drinnen spukt schon längst der Teufel,
der wird den Bären ohne Zweifel
Weiß nicht – doch, wie ihr denkt! – Je nun,
ihr habt das Lassen oder Thun!“
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_025.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)