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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

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„Ko sei! – spricht drauf der Köhler –

     no, säht, i hoo schü soot,
wänn ihr für mi ä Plätzle
     zu ä klä Haisle hoot.“

„I hoo ä Schotz. Mei Vooter,

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     der läßt mer se nett nämm;

doos is möch miseroblig,
     u därf o nett ä hämm.“

„I möcht’ mer’n Haisle bae
     für mi u meinen Schotz,

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nür ho i no kä Spänle,

     kä Holz u a kä Plotz.“ 3)

Der Landvoigt lächelt freundlich:
     „„Fehlt dir nichts, als ein Haus,
so such’ in meinem Lande

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     dir selbst ein Plätzchen aus.


Holz nimm dir aus dem Walde,
     dem du am nächsten bist,
auch Steine magst du brechen,
     so viel dir nöthig ist.

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Und wenn von meinen Leuten

     dir’s etwa Jemand wehrt,
zeig’ ihnen dieses Ringlein
     und dies zerbrochne Schwert.““


[Ξ] 3)

Ko sei – kä Plotz. In voigtländ. Mundart s. v. a.: Kann seyn! Nun seht, ich habe satt, wenn ihr für mich ein Plätzchen zu einem kleinen Häuschen habt. Ich habe einen Schatz. Mein Vater, der läßt mich sie nicht nehmen; das ist, mein’ ich, ein Herzeleid, und ich darf auch nicht heim! Ich möchte mir ein Häuschen baun für mich und meinen Schatz, nur hab’ ich noch kein Spänchen, kein Holz und auch keinen Platz.

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 093. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_093.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)