Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band. | |
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Tellern thränen seine Augen,
„Lieber Herr, der Grubenkittel 7)
ist mein einzig letztes Kleid!“
Hast du Kinder? „Ja, drei Knaben!“
Und ihr leidet sicher Noth?
weiß mir keinen Bissen Brod!“
Und der Herr greift in die Tasche,
reicht ihm einen Thaler: Hier!
Nimm, und mag dir’s Segen bringen,
Spricht’s und geht. Der arme Häuer
stiert den blanken Thaler an:
„Lieber Gott, vergilt’s ihm reichlich,
was er jetzt an mir gethan!“
kauft er Brod und Milch zum Brei
und dem fieberkranken Weibe
auch ein Fläschchen Arzenei.
Freudig greifen seine Knaben
sie vergessen ihre Thränen,
alle Kümmerniß und Noth.
Teller heißt die Kinder beten
für den guten reichen Mann,
wie der Herr ihm wohlgethan;
Der Grubenkittel ist das schmutzige Arbeitskleid der Bergleute.
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)