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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band

„Setzt euch! Mir fällt ein Späßchen ein:

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Ihr setzt den Thurm von Greifenhain,

und ich den Thurm von Eschefeld,
das heißt, zum Kirchthurmbau das Geld.
Wer nun gewinnt, der baut sich dann
zwei Thürme, und der And’re kann

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und darf nie wieder einen bau’n.

Wollt ihr’s, nun, topp! so laßt uns schau’n!“

Der Greifenhainer will nicht dran,
doch spricht er endlich: „„Nun wohlan!
Es gilt! Das Wort ist Unterpfand!““

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Sie geben sich noch drauf die Hand,

dann wirft der Eschefelder: „Elf!
seht her! Euch hilft nun nur die Zwölf,
sonst ist der Thurm von Greifenhain
mit Fahne, Knopf und Glocke mein!“

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Der Greifenhainer nimmt darauf

die beiden Würfel ängstlich auf,
und wirft: „„Ha, sechs und sechs ist zwölf!
Wie steht’s denn nun mit eurer Elf?
Ja, ja! zwei Sechsen! Seht nur her!

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Das ist ein glücklich Ohngefähr!

Mein ist der Thurm von Eschefeld,
und ihr – gebt mir zum Bau das Geld!““

Der And’re grollt: „Heut trifft mich’s hart!
So hat mich’s doch noch nie genarrt!

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Ihr seid gewiß ein Sonntagskind,

daß ihr fast allemal gewinnt –

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)