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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Wandrer, die den Wald durchzogen,
     sprachen bei Dippolden ein,
ließen sich von ihm mit Freuden
     für die Christuslehre weih’n.

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Denn in ungeschminkter Klarheit

floß die heil’ge Gotteswahrheit
     von des frommen Greises Mund,
und was ihm die Lippe wehrte,
gab des Lehrenden Geberde

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     und sein Blick dem Schüler kund.


Keiner durfte ungetröstet,
     keiner zweifelnd von ihm zieh’n,
alle dankten ihm mit Thränen,
     segneten und priesen ihn,

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trugen mit entzücktem Munde

von dem frommen Greis die Kunde
     fernhin in das Böhmerland;
auch des Herzogs edlem Sohne,
Erben einst der böhm’schen Krone,

50
     ward des Klausners Lob bekannt.


Längst schon war der bied’re Jüngling
     allem Götzenopfer feind,
und der heil’gen Christuslehre,
     wie er solche kannte, freund.

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Jetzt, als er von Pilgern hörte,

wie und wo der Klausner lehrte,
     hatt’ er nimmer länger Ruh,
schied vom väterlichen Schlosse
still, und ritt auf schnellem Rosse

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     stracks nach Dippolds Haide zu.


Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)