Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band. | |
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Von Augustusburg nach Oed’ran
fuhr durch Finsterniß und Regen
ein Gespann mit zween Fackeln
langsam in den rauhen Wegen.
und, geschmiegt an seine Seite,
seine liebe Gattin Anna,1)
nah der neunten Mutterfreude.
Anna saß so stumm und traurig,
doch sie konnt’ es nimmer tragen,
bat verschämt mit leisem Flehen:
„Laß uns, August, wenig Stunden
nur hier rasten! Ach, mich plagen
daß ich’s kann nicht länger tragen!“
„„Aber hier in Frost und Regen
können wir unmöglich rasten;
wollen uns, herzliebe Anna,
So der Churfürst, und sein Diener
muß die Rosse mächtig treiben,
daß sie bald nach Oed’ran kommen,
um da über Nacht zu bleiben.
war schon Mitternacht verflossen,
alle Fenster ringsum finster,
alle Thüren fest verschlossen.
Anna, in der Reihe der Churfürstinnen als Mutter Anna bekannt, eine dänische Prinzessin, gebar ihrem Gemahl 9 Söhne und 6 Töchter.
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)