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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

bis daß ihm endlich von den sieben

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auch nicht ein einz’ger mehr geblieben.

     Da holt’ er sich dieselbe Zahl
     vom grauen Männchen noch ein Mal.

     Er kauft und nascht nun täglich mehr;
     da fällt’s dem Kaufmann endlich auf,

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     er fragt: „Wo sind die Thaler her?“

     und Veit erwiedert nichts darauf,
und wird so ängstlich und verlegen.
Das muß sogleich Verdacht erregen,
     so daß, da Veit ihm nichts gesteht,

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     der Kramer mit zum Vater geht.


     Des Knaben Vater weiß von nichts,
     und wird vor Schrecken todtenbleich,
     und ruft: „Ach Herr, seht, mir gebricht’s
     an Pfennigen für solches Zeug,

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geschweige, daß ich Thaler hätte!

Der böse Range hat, ich wette,
     das Geld gefunden, oder, oh!
     wohl gar gestohlen irgend wo.“

     „Gesteh’ es nur, und leugn’ es nicht!

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     Wo hast du all die Thaler har?“

     Der Knabe schluchzet laut und spricht:
     „Ja, wenn mir’s nicht verboten wär,
da wollt’ ich’s euch wohl gerne sagen,
doch so mögt ihr mich blutig schlagen,

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     ich kann kein Wörtchen euch gestehn,

sonst würde mir’s gar übel gehn.“

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)