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Der Freude hingegen und der Anregung, die aus dem Verkehr mit gleichgesinnten Altersgenossen entspringt, mußte er während des größeren Teiles seiner Studienzeit entbehren. Der kleine Kreis ernster Jünglinge, dem er beigetreten war, löste sich nach dem ersten Semester durch den Wegzug fast sämtlicher auf; so führte er ein einsames Leben. Ersatz mußte ihm der Zusammenhang mit Dettelsau bieten. Erst gegen das Ende seiner Studienzeit fand er einen Freundeskreis, dessen Mitglieder auch im späteren Leben seine Freundschaft wert hielten. Der Fleiß, mit dem er sich dem Studium hingegeben hatte, ermöglichte es ihm, im letzten Abschnitt desselben auf Ansuchen die Verwesung der Subrektoratsstelle in Gunzenhausen auf mehrere Monate zu übernehmen. Denn vom Gymnasium her hatte er sich einen tüchtigen Schatz philologischer Kenntnisse angeeignet. Gern beschäftigte er sich auch noch in seiner späteren Stellung als Lehrer und Inspektor des Missionshauses neben der Lektüre der Kirchenväter, besonders der lateinischen, mit der alten klassischen Litteratur (Sophokles und Plato las er häufig mit begabteren Schülern), und oft pflegte er an das Wort Nägelsbachs zu erinnern: Haltet fest an der klassischen Litteratur, sonst kommt die Barbarei, und an der Bibel, sonst kommt das Heidentum! –

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 So nahte das Ende seines Universitätsstudiums. Man darf es wohl als eine göttliche Fügung bezeichnen, daß er durch den Tod seines Vaters nach Dettelsau geführt wurde, um von dort seines Lebens Richtung zu erhalten, schließlich aber mußte ihn der Dettelsauer Kreis doch gewaltsam an sich reißen. Nach einem vorzüglich bestandenen Examen war er im Begriff, bei Freiherrn von Thüngen, der ihn bei wiederholtem Ferienunterricht seiner Söhne schätzen gelernt hatte, eine Hauslehrerstelle anzunehmen. Da entstand plötzlich durch den Weggang des damaligen Lehrers an der Dettelsauer Missionsanstalt, des Herrn Pfarrers Weber, eine große Verlegenheit. Der junge Kandidat erschien als die zur Ausfüllung der Lücke zunächst berufene Persönlichkeit. Auf vieles Bestürmen von Dettelsau aus willigte endlich Herr von Thüngen ungern ein, und entließ ihn seiner Verpflichtung. So kam er Oktober 1864 nach Dettelsau als Lehrer für die Missionsanstalt, welcher Herr Inspektor Bauer vorstand,

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_07.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)