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und Ansprachen über die Sonntagstexte zu halten, für welche ihm wohl Viele dankbar gewesen sind. Seine Arbeit war nicht erfolglos, wenigstens glaubte man draußen bei den Dettelsauer Sendboten mehr oder weniger eine gewisse Verwandtschaft und Familieneigentümlichkeit wahrnehmen zu können. Etwa 100 Sendboten sind während seiner Verwaltung nach den verschiedensten Gegenden hin ausgesandt worden. – Bei den vielen Ansprüchen, welche Unterricht, Verwaltung der Anstalt, Aussendung der Zöglinge an seine Kraft stellten, konnte er nur wenig wissenschaftlich thätig sein. Seine Hauptarbeit war die Herausgabe von Löhe’s Leben (Gütersloh, Bertelsmann, 3 Bde.). Bei vielen Abhaltungen und großer Menge des zu bewältigenden Stoffes rückte das Werk nur langsam vor und es wurde gegen das Ende in die Kürze gezogen. In welchem Maß die spätere Kirchengeschichtschreibung Gebrauch davon machen wird, ist abzuwarten. Als Darstellung einer bedeutenden kirchlichen Persönlichkeit auf Grund genauer persönlicher Bekanntschaft und reicher Verwendung der betreffenden Quellen wird es ohne Zweifel auch Späteren von Wert sein. Weiter ist zu nennen die von ihm besorgte Herausgabe der Löhe’schen Agende in 3. Auflage (Nördlingen, C. H. Beck’sche Buchhandlung, 1884), welches Werk durch einen beigegebenen Anhang („die kirchlichen Benediktionen“) eine schätzenswerte Bereicherung aus seiner Hand erhielt. Außerdem veröffentlichte er in den Jahresberichten der Anstalt kleinere Abhandlungen. Im vorigen Jahr durfte er sich an der günstigen Aufnahme der von ihm herausgegebenen Betrachtungen Löhe’s: „David und Salomo“ erfreuen. Seine letzte Arbeit war die gemeinsam mit seinem Bruder unternommene Neubearbeitung der Weber’schen Einleitung in die hl. Schrift, welches Buch er einer durchgreifenden exegetischen Revision unterzog. Die ersten Exemplare wurden kurz vor seinem Tode in das Haus gebracht. Er bekam sie leider nicht mehr zu sehen. Von Natur hatte er eine hervorragende Befähigung für wissenschaftliche Arbeiten, aber sein Lebensgang wies ihn mehr auf praktische Thätigkeit. Er hatte eine ausgesprochene Abneigung gegen jene Wissenschaft, die durch ein Bekenntnis der Unwissenheit in dem einen oder andern Punkt, oder durch das Zugeständnis einer bloß stückweisen

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_11.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)