Seite:Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer 15.png

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daß er ein fleißiger und gern gesehener Besucher der Kapitelskonferenzen war und zur Förderung derselben das Seine redlich beitrug. Weihnachten 1895 lieferte er seine letzte Arbeit über Jesaja 7. – Im Jahre 1879 durfte er die 25jährige Jubelfeier der von Dettelsauer Sendboten gegründeten Iowa-Synode in Amerika mitmachen. Die fast halbjährige Ausspannung, die mancherlei neuen Eindrücke, die Liebe und Verehrung, mit der man ihm entgegenkam, wirkten wohlthätig auf sein ganzes Wesen. In gehobener Stimmung, mit erweitertem Gesichtskreis und mit manchen neuen Anschauungen und Erfahrungen bereichert, kehrte er heim; aber seine Reise brachte auch Gewinn für die gute Sache: das Bewußtsein der Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit hatte durch seinen Besuch auf beiden Seiten Neubelebung und Stärkung erfahren, man war einander näher gekommen. Besonders freute ihn auch die treue Teilnahme, welche die dortigen Brüder von da an seinem Missionswerk widmeten. Als er wieder in die alte Heimat nach Dettelsau zurückkam, fand er eine freudig bewegte Menge versammelt, die sich ungesucht zu seinem Empfang zusammen gefunden hatte. Im Jahre 1889 durfte er sein 25jähriges Amtsjubiläum feiern. Quod vixi tege, quod vivam rege (Was ich gelebt, das decke zu, was ich noch leb’, regiere Du) sagte er damals. Die Gesellschaft ehrte seine Treue durch eine besondere Anerkennung. Im Jahre 1888 war seine Gemahlin nach längerem Leiden, in welchem er ihr treu zur Seite gestanden war, gestorben. Seine verwitwete Schwester zog später in das Haus und nahm der alten Mutter die Führung des Haushaltes und die Sorge für sein leibliches Wohl ab. Um diese Zeit siedelte auch sein von ihm hochgeschätzter und verehrter Schwager, Seminarinspektor D. Zahn, nach Neuen-Dettelsau über, und der Umgang mit ihm brachte ihm manche Anregung und Erquickung. Er war ein großer Freund der Musik; schon als 9jähriger Knabe hatte er in der heimatlichen Kirche beim öffentlichen Gottesdienst die Orgel gespielt. Später erzählte er noch oft von dem Genuß, den ihm die Teilnahme am akademischen Gesangverein in Erlangen unter Leitung von Prof. Herzog gebracht hatte. Lange hatte er diesen Genuß entbehren müssen, aber nun

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_15.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)