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war Gelegenheit zu gemeinsamen Gesang gegeben, und es waren für ihn nun immer rechte Erquickungsstunden, wenn er an Sonntagen gemeinsam mit den Verwandten die Chöre aus dem Messias von Händel oder der Messe von Haßler und Gesänge italienischer Meister oder ausgewählte Stücke von Mendelssohn singen durfte. An Fest- und Abendmahlstagen pflegte er auch im Gottesdienst gern die Liturgie desselben zu singen, feierlich, mit wohlklingender Stimme zur Erbauung der Gemeinde. Ein Lieblingsgesang von ihm war die Arie aus dem Messias: Sie schallt, die Posaune, und die Toten erstehen unverweslich. Es traf sich, daß die betreffende Lektion auch an seinem Grabe gelesen wurde. – Abgesehen vom Verwandtenkreis pflegte er auch Geselligkeit mit seinen am gleichen Ort wohnenden Amtsbrüdern; alle Woche versammelte er sich mit ihnen im Missionshause zu einem wissenschaftlichen Kränzchen, worin er zumeist der Gebende war. Hier kam recht oft der fröhliche Zug in seinem Wesen zum Durchbruch; er hielt etwas auf die Pflege der Gemeinschaft, und hat dieses Kränzchen bis an sein Ende aufrecht erhalten. – So konnte man auf einen stillen, ruhigen letzten Abschnitt seines Lebens hoffen. Aber das letzte Glück blieb nicht lange ungemischt. 1891 starb nach wiederholter Erkrankung die treue Mutter. Er hatte ihr die aufopferndste persönliche Pflege zu teil werden lassen; von der körperlichen und gemütlichen Aufregung, die damit verbunden war, hat er sich, wie es scheint, nicht mehr ganz erholen können. Es folgte noch die erhebende Feier des 50jährigen Jubiläums der Gesellschaft in Gunzenhausen, wobei als Vertreter der Iowa-Synode Professor Fritschel anwesend war, der mit Verwunderung die große Volksmenge sah, die sich zu diesem Fest versammelt hatte. Mit Freuden war auch er selber immer zu dem Jahresfest nach Gunzenhausen geeilt. Er liebte das Volk im Altmühlthal und wußte mit ihm zu verkehren. Zu Pfarrer Löhes Zeiten pflegten Altmühlbewohner an den hohen Festen in ganzen Scharen nach Dettelsau zu pilgern. Ihnen galt der Verstorbene als der geistliche Erbe Löhe’s und war als solcher ihnen ehrwürdig. Im Jahr 1893 durfte er noch die Missions-Anstalt ausbauen. Diese Unternehmung war für ihn mit viel Mühe verbunden,

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_16.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)