Seite:Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer 17.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

da der Baumeister nicht am Ort wohnte. Betreffs der Schwierigkeiten des Lebens war er um eine Erfahrung reicher geworden; aber es war ihm doch gelungen, die Freunde hatten kräftig beigesteuert, und er konnte sich doch etliche Jahre noch des Gewinnes, den ihm seine Mühe brachte, erfreuen. – Aber von nun an begann es einsamer und einsamer zu werden. In rührender Weise hatte er die Gemeinschaft mit den alten Freunden Löhes und den Stammhaltern der Gesellschaft gepflegt. Da starb einer nach dem anderen; der treue Rechnungsführer der Gesellschaft, der die Unterstützungen nicht nur verrechnete, sondern auch erbetete, der Kaufmann Max Löhe, Bruder von Herrn Pfarrer Löhe. Dann sein alter, treuer Obmann Pfarrer E. Stirner, der dem Werk seines Freundes Löhe die lebendige Teilnahme bis ins höchste Alter bewahrte. Dann der Freund und Mitkämpfer Löhes und Helfer an seinem Werk, Pfarrer Volk. Da meinte er: nun sind die Vordermänner weg, jetzt stößt der eisige Wind an uns. Da er der einzige Repräsentant der alten Zeit war, wurde ihm zu seinen anderen Aemtern auch die Obmannschaft über die Gesellschaft übertragen. Fast allen alten Freunden gab er das Geleit zum Grabe. Auch die treuen Männer, welche bis dahin den Mittelpunkt der Lokalgesellschaft in Nürnberg und Bayreuth gebildet hatten, Buchbindermeister Arndt und pens. Bankdiener Felbinger mußte er heimgehen sehen. Im Jahre 1895 starb auch sein geliebter Schwager, nach langem, das Gemüt in ängstlicher Spannung haltendem Leiden. Alle diese Todesfälle machten auf ihn einen tiefen Eindruck, zumal er bei seinem sonstigen männlichen Wesen von weichem, teilnehmendem Gemüte war. Im letzten Jahr klagte er mehrfach über Ermüdung; von einem Gebirgsaufenthalt versprach er sich Erholung, und seine Gebirgsreisen, die er immer mit großer Lust unternahm und auf denen er auch viele Freude genoß, hatten ihn auch immer bisher neugestärkt an die Arbeit gehen lassen; aber die ungünstige Witterung brachte nur eine halbe Erholung. So ging er müde ins neue Semester hinein, es war sein letztes. Am ersten Weihnachtstage hatte er noch gepredigt. Ein asthmatischer Anfall in der Nacht des 3ten Weihnachtsfeiertages, dem ein langjähriges tieferes Leiden zu Grunde lag, erweckte

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_17.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)