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Setzen wir zunächst voraus, dass das Feld statisch sei, dann ist erstens und folglich , und zweitens , also

und somit für eine beliebige geschlossene Fläche:

Verläuft nun in Isolatoren, so ist allgemein das erste Integral von dem speciellen Werth von , das letzte Integral von dem speciellen Werth von unabhängig. Die einmal vorhandene Gleichheit beider Ausdrücke bleibt also bei allen Veränderungen des Feldes bestehen; d. h.

im Isolator, (11)
für jede Leiteroberfläche. (12)

(10), (11) und (12) sagen aus, dass allgemein die Grössen, welche als magnetische Dichte , elektrische Dichte im Isolator und Gesammt-Elektricitätsmenge eines Leiters zu bezeichnen sind, in beiden Darstellungen die gleichen Werthe besitzen. Das Resultat ist daher: identische Daten bestimmen identische Felder , unabhängig von dem Werthe von .

Alles in diesem Paragraphen Ausgeführte gilt für Medien, die sich in relativer Ruhe befinden gegenüber einem Bezugssystem, welches selbst eine gleichförmige Translationsgeschwindigkeit besitzt. Indem wir dieses Bezugssystem als in der Erde festliegend annehmen, vernachlässigen wir deren Axendrehung. Theoretisch gesprochen lässt sich der Forderung allseitig gleichförmiger Lichtausbreitung relativ zur Erde durch keinerlei „Ortszeit“ genügen, weil die Geschwindigkeit der täglichen Bewegung kein Potential besitzt. Diess hat nämlich zur Folge, dass die Veränderung, welche die Lichtzeit durch die Bewegung erleidet, vom Lichtwege abhängt und nicht nur von dessen Anfangs- und Endpunkt. Bedenkt man aber, dass die Geschwindigkeit der täglichen Bewegung für je ein Meter Abstand von der Axe um weniger als 1/100 cm/sec variirt, so wird klar, dass kein Interferenzversuch diese örtlichen Geschwindigkeitsdifferenzen zur Wahrnehmung bringen kann. (Man denke sich ein Interferometer, dessen beide Lichtwege die Hälften eines Quadrats von einem Meter Seitenlänge sind; das eine Seitenpaar sei parallel der Bewegungsrichtung; es werde Na-Licht benutzt. Drehung des Instruments um 180° hätte dann eine Verschiebung des Interferenzbildes um ein Milliontel Streifenbreite zur Folge.) Auch, dass

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Emil Cohn: Zur Elektrodynamik bewegter Systeme II. Verlag der Akademie (Georg Reimer), Berlin 1904, Seite 1410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zur_Elektrodynamik_bewegter_Systeme_II.djvu/7&oldid=- (Version vom 20.10.2019)