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Meinung nach – sprechend ähnlich sahen, nannten sie dieselben nach jenen mit gleichem Namen, und ebenfalls grinkari.

Da wir es hier aber nur mit der Eintheilung zu thun haben, kann uns das alles vollkommen gleichgültig sein, und ob Adam und Eva einst schwarz, weiß, braun, gelb oder kupferroth gewesen sind, berührt uns nicht im Geringsten. Die Eintheilung nach der Farbe hat jedoch durch die vielen Schattirungen außerordentliche Schwierigkeiten. Noch unzuverläßiger ist die nach den Haaren, besonders in unseren Zeiten, wo sich – von falschen Locken gar nicht zu reden – oft noch ganz junge Leute schon eine Glatze stehn lassen oder gar Perrücken tragen, die jedes nähere Studium unmöglich machen. Weit besser bringen wir deßhalb das Menschengeschlecht in zwei Hauptabtheilungen, und diese Eintheilung entspricht auch unserer jetzigen Situation am besten. Ich meine nämlich die Eintheilung in civilisirte und uncivilisirte Stämme. Zu den ersteren rechnen wir also die civilisirten Völker Europas, mit ihren Nachkommen und Kolonien in den übrigen Welttheilen. Zu den zweiten die noch nicht oder doch nur wenig von der Kultur „beleckten“ Indianer oder wilden Stämme.

Verschiedene Naturforscher haben vorgeschlagen, das ganze Menschengeschlecht – weit passender als nach Farbe und Schädelbildung – nach dem einzutheilen, was sie vorzugsweise verzehren – also nach ihrem Leibgericht, und das läßt sich zum Theil, selbst bei den civilisirten Völkern durchführen. Wissen wir ja doch auch, daß die Nahrung einen sehr entschiedenen Einfluß auf den Charakter des Menschen ausübt. Wir haben demnach auch in Europa: 1) die Carnivoren oder fleischessende Menschen – Roastbeef – England – Froschkeulen – Frankreich. 2) die Ichthyophagen oder Fischesser: Skandinavien – Stockfisch, Holland – Häringe, wie im Sommer sämmtliche Seebadgäste. – 3) die Frugivoren oder Frucht- und Getreideesser, Deutschland – Klöße. – 4) Geophagen oder Erdesser, das Heer der Staubkriecher und Schmarotzer. – 5) Antropophagen – Menschenfresser, die Recensenten und Wucherer, – und 6) Omniphagen – Allesverzehrer oder solche, die sich von den verschiedensten Lebensmitteln nähren.

Bei einer Uebersicht derselben stellt sich der Einfluß der Nahrung allerdings in vielen Fällen heraus. Die Frugivoren, zu denen besonders die Deutschen gehören, zeichnen sich durch ihre Geduld und ihr mildes biegsames Wesen aus, während Franzosen und Engländer – der Augsburger Allgemeinen Zeitung nach – zu den blutdürstigsten Menschen gehören.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gerstäcker: Zur Naturgeschichte des Menschen. In: Hausblätter, 1860, 1. Band. Adolph Krabbe, Stuttgart 1860, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zur_Naturgeschichte_des_Menschen-Gerstaecker-1860.djvu/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)