Seite:Zur kritischen Geschichte des Rastadter Friedens (1798).djvu/11

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kann man nicht sagen, daß er damahls schon sonderliche Fortschritte gemacht hätte. Sein Lehrer an dem Reichskammergerichte zu Wetzlar, der jetzige Assessor von Balemann will wenigstens keine ungewöhnliche Kapazität von ihm rühmen. Eine kalte verschlossene Besonnenheit mit einer seltenen Herzens-Güte verbunden, zeichnete ihn aber gleich Anfangs aus‚ und ein feiner Beobachter will schon damahls bemerkt haben, daß er keine andere Weisheit, als Ergebung in die Nothwendigkeit gekannt habe, eine Schwäche, die ihm auf seiner ganzen politischen Laufbahn immer zur Seite geblieben ist. Indolent und leicht verschwenderisch, so oft er dazu gereizt wird, war er zugleich großmüthig und freigebig; meist aber gegen Leute, die sich durch das Blendwerk einer geheuchelten moralischen Gesundheit in sein Herz zu setzen wußten. Der Biedermann ging meist unbemerkt an seiner Thüre vorüber. Zurükhaltend, mißtrauisch in manchen Fällen, kalt für die Freundschaft gründete er in seiner Jugend ein hochgepriesenes Ministerphlegma, das ihm in der Folge gut zu statten kam.