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Zwei Feine Gleichnisse von der Weisheit dieser Zeiten zu Nutz und Frommen des lieben Christenvolkes mit einer Vorrede und Randglossen versehen

Mag später werden dir bekannt,
Daß ich (wie’s scheint) dich falsch benannt;
Jetzt könnte dein Hirn selbst verrücken,** Gewiß! die neue Weisheit ist so hirnlos, daß selbst ein Affe darüber verrückt werden könnte.
Womit man einst dich will beglücken.

 Doch reißt der Mensch von mir sich los,
Und sucht statt Abrams deinen Schoß,
So möchte fast schon jetzt ich wagen,
Ein Glückwunschwörtlein leis zu sagen,
Das mir gilt; denn mir wärs Gewinn,
Wenn Schuld und Vorwurf fiele hin,** Nämlich, daß ich an Sünde, Elend und Tod meines Geschlechts schuld wäre.
Und meine Enkel selbst, statt mich,
Für ihren Vater hielten dich;
Ja bessers könnt’ sich nicht eräugnen,
Als wenn die Kerle mich verläugnen.

 Dann käm ihr Erbteil über sie –
Ohn’ meine Schuld – vom lieben Vieh;
Und wollen damit die gloriieren,** prahlen.
Laß ich sie gern emancipieren;** sich von mir lossagen.
Mir ist sogar vollkommen recht,
Nennt nicht nach mir sich dies Geschlecht,
Und thut, so wie auf mein Gericht,
Auf meine Hoffnung auch Verzicht;** Daß es vom Sündenfluch und von der Hoffnung des ewigen Lebens nichts mehr wissen will.
Sie können dann auch mir nicht fluchen,
Wenn sie einst finden, was sie suchen.

 Doch wie aus fernster Ferne rollt
Ein Donnerwort zu mir und grollt
Gleich eines Menschensohnes Stimme,
Die uns bedräut mit Gottes Grimme** Im Geist hört er schon die Stimme des, der zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Todten.
Und spricht: Euch würde besser sein,
Hieng euch am Hals ein Mühlenstein,
Ersäufte euch zu dieser Frist
Im Meer, wo es am tiefsten ist,
Denn daß ihr ärgert von den Kleinen,
Die an mich glauben, auch nur Einen.

 Und Adam schwieg, ging heim und schloß
Ins Herz, den ihm verheißnen Sproß,** den Weibesamen.
Und Dorn und Distel** die Zeichen des Fluchs. vor der Hütten
Ein zarter Thau** Gnadenthau. thät überschütten,
Und Palmen** die Sinnbilder des Himmelsfriedens. ragten hoch und hehr
Empor aus niederm Nebelmeer,

Empfohlene Zitierweise:
: Zwei Feine Gleichnisse von der Weisheit dieser Zeiten zu Nutz und Frommen des lieben Christenvolkes mit einer Vorrede und Randglossen versehen. Abteilung II der Gesellschaft für innere Mission im Sinne der lutherischen Kirche, Nürnberg 1874, Seite 06. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Feine_Gleichnisse_von_der_Weisheit_dieser_Zeiten.pdf/6&oldid=- (Version vom 29.10.2017)