Seite:Zwei Gespräche von der Kunst und vom Leben.pdf/115

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Wort darauf, und wie er mit seiner schmerzhaften Geschichte zu Ende ist, verleugnen wir unser Versprechen, das wir gegeben, und verlassen ihn; und solche Grausamkeit ist rechte Edelmannsart fürwahr, denn wer wäre niedriger als einer, der Erbarmen hätte für die, die Gott verdammt hat? Im Rachen Luzifers sehen wir den Mann, der Christus verkauft hat, und im Rachen Luzifers die Männer, die Cäsar ermordeten. Wir zittern und steigen hinauf, die Sterne wiederzusehen.

Im Lande Purgatorio ist die Luft freier und der heilige Berg steigt zum reinen Licht des Tages empor. Da ist Friede für uns, und für die, die eine Weile darin bleiben, ist da auch etwas Friede, obwohl blaß von dem Gifte der Maremma Madonna Pia an uns vorbeigeht und Ismene da ist, noch von dem Erdenschmerz umschwebt. Seele nach Seele läßt uns an einer Reue oder einer Freude teilnehmen. Der Mann, den die Trauer seiner Witwe lehrte den süßen Wermut des Schmerzes zu trinken, erzählt uns von Stella, die in ihrem einsamen Bette betet, und wir erfahren aus dem Munde des Buonconte, wie eine einzige Träne einen sterbenden Sünder vor dem bösen Feinde erretten kann. Sordello, der adlige, verachtungsvolle Lombarde schaut von weitem auf uns, wie ein ruhender Löwe. Als er hört, Virgil sei ein Bürger Mantuas, fällt er ihm um den Hals, und als er erfährt, er sei der, der Rom besungen hat, fällt er ihm zu Füßen. In dem Tal, dessen Rasen und Blumen schöner sind als geschliffener Smaragd, und glänzender als Scharlach und Silber, singen die, die in der Welt Könige waren; aber die Lippen Rudolfs von Habsburg sind unbeweglich beim Gesange der andern, und Philipp von Frankreich schlägt seine Brust, und Heinrich von England sitzt verlassen. Weiter und weiter gehen wir und steigen