Seite:Zwei Gespräche von der Kunst und vom Leben.pdf/13

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Vivian: Bitte, unterbrich mich nicht mitten im Satz. „Er nimmt entweder die liederliche Gewohnheit der Gewissenhaftigkeit an, oder findet Gefallen an der Gesellschaft älterer und wohlunterrichteter Leute. Beides wird seiner Phantasie in gleicher Weise verhängnisvoll, wie es fürwahr der Phantasie eines jeden verhängnisvoll wäre, und binnen kurzem zeigt er eine dekadente und krankhafte Gabe, die Wahrheit zu sagen, fängt an, alles was in seiner Gegenwart behauptet wird, auf seine Richtigkeit zu untersuchen, trägt kein Bedenken, Personen, die viel jünger als er sind, zu widersprechen und endet oft damit, Romane zu schreiben, die dem Leben so ähnlich sind, daß kein Mensch irgend an ihre Wahrscheinlichkeit glauben kann. Was wir hier geben, ist kein vereinzeltes Beispiel. Es ist lediglich ein Fall für viele; und wenn es kein Mittel gibt, unserem entsetzlichen Tatsachenkultus Einhalt zu tun oder ihn wenigstens zu mildern, so wird die Kunst veröden und die Schönheit unser Land fliehen.

Selbst Robert Louis Stevenson, dieser entzückende Meister ausgesuchter phantastischer Prosa, ist von diesem Laster unserer Zeit befleckt, denn wir haben in der Tat keinen andern Namen dafür. Es ist ein Mittel, einer Erzählung ihre Wirklichkeit zu nehmen, wenn man versucht, sie zu wahr zu machen, und „The Black Arrow“ ist ein so unkünstlerisches Buch, daß es nicht den kleinsten Anachronismus, dessen es sich rühmen könnte, enthält, und die Verwandlung des Dr. Jekyll liest sich bedrohlich ähnlich wie ein Bericht über ein Experiment in der Medizinischen Wochenschrift. Was Rider Haggard angeht, der in der Tat das Zeug zu einem vollkommen großartigen Lügner hat oder einmal hatte, so ist er jetzt so ängstlich, man könne ihn verdächtigen, ein Genie zu