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vor mir, das das glatte Gesicht des Philisters erhellen würde, wenn einer es unternähme, ihm beibringen zu wollen, das wahre Ziel der Erziehung sei die Liebe zur Schönheit, und das Verfahren, mit dem die Erziehung zu Werke gehn sollte, sei die Ausbildung des Temperaments, die Pflege des Geschmacks und die Erzeugung des kritischen Geistes.

Doch sogar auch für uns ist einige Schönheit der Umgebung übrig geblieben, und der Stumpfsinn von Hofmeistern und Professoren verschlägt sehr wenig, wenn man in den grauen Klostergängen von St. Magdalen sich ergehen und einer flötengleichen Stimme in Waynfleetes Kapelle lauschen kann oder auf der grünen Wiese mitten unter den seltsamen, wie Schlangenhaut gesprenkelten Kaiserkronen liegen und betrachten kann, wie der Sonnenbrand des Mittags die vergoldeten Wetterhähne des Turms zu leuchtenderem Golde schlägt, oder wenn man die Treppe von Christ Church unter die düsteren Fächer des Gewölbes hinaufsteigen oder durch das reichgeschmückte Tor von Lauds Bauwerk im College von St. John gehen kann. Aber nicht nur in Oxford oder Cambridge kann der Schönheitssinn gebildet und erzogen und vollendet werden. In ganz England erwacht eine Renaissance der dekorativen Künste. Die Stunde der Häßlichkeit hat geschlagen. Selbst in den Häusern der Reichen findet man Geschmack, und die Häuser derer, die nicht reich sind, sind freundlich, hübsch und behaglich gemacht worden. Caliban, der arme laute Caliban denkt, daß eine Sache, wenn er aufhört, über sie Gesichter zu schneiden, nicht mehr da ist. Doch wenn er nicht mehr höhnt, so deshalb, weil man ihm mit Hohn begegnet ist, der beißender und schärfer als sein eigener ist, und er für eine kurze Weile