denn zuzuschreiben, daß wir eingetragen werden ins Buch des Lebens? Nicht unsere Verdienste, unsere Werke, unsere Würdigkeit. An uns hat Gott nichts gesehen und kann an uns nichts sehen, das der Liebe wert sei, was ihn hätte bewegen können, unsern Namen einzuzeichnen ins Lebensbuch. Aller Ruhm und Verdienst der Werke ist hier ausgeschlossen. An einer andern Stelle in der Offenbarung (21, 27) nennt Johannes das Lebensbuch das Buch des Lammes. Da wissen wir es also, mit wem wir es hier zu tun haben, wenn unsere Namen eingeschrieben sind im Buch des Lebens. Jesus Christus, das Lamm Gottes, das für uns erwürget ist, sein Leiden und Sterben, sein Opfertod, sein allerheiligstes Verdienst ist allein die Ursache unserer Erwählung. Alles, was wir Gutes von Gott empfangen, alle Wohltaten des dreieinigen Gottes, also auch die erste unter ihnen, welche bis in Ewigkeit zurück reicht, welche das erste Glied in der goldenen Kette des Heilsplanes Gottes ist, unsere Erwählung, verdanken wir dem HErrn, der uns Gott erkauft hat mit seinem Blut. In ihm müssen wir unsere Erwählung ansehen, er ist das rechte Buch des Lebens, sein Blut ist die rote Tinte, wie die Alten sagten, mit der unsere Namen eingeschrieben worden sind in dasselbige. Darum wir in seinen Wunden Erlösung finden, mit welchen Worten wir unsere Toten zur letzten Ruhe bestatten. „Laß mich durch deine Nägelmal erblicken deine Gnadenwahl.“ Wir müssen das Wort um Jesu willen, allein aus Gnaden setzen und immer den Ruhm der gnädigen Fügung ansehen, durch welche wir selig werden und die ewige Erlösung uns geschenket ist.
Also dem Lamme, das für uns erwürget ist verdanken wir, daß unsere Namen eingetragen sind im Buch des Lebens. Und hier ist der Punkt, wo die Lehre von der Gnadenwahl am innigsten sich berührt mit dem Mittelpunkt des eigenen Heilsglaubens, mit der Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnaden.
Nun haben wir noch einige Fragen zu beantworten. Denn wer von euch mit irgend einer Aufmerksamkeit gefolgt ist und nicht auch, wenn es sich um die Frage der Erwählung und Einschreiben ins Buch des Lebens handelt, in den Schlaf gesunken ist, dem wird dann die Frage auftauchen, welche im Leben und im Sterben am wichtigsten und geeignet ist, das Herz in Unruhe und in Verzweiflung
Johannes Deinzer: Zwei Predigten vom sel. Missionsinspektor Johannes Deinzer. ohne Verlag, Bryan (Ohio) 1908, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Predigten_vom_sel._Missionsinspektor_Johannes_Deinzer.pdf/21&oldid=- (Version vom 30.6.2016)