Seite:Zwei Predigten vom sel. Missionsinspektor Johannes Deinzer.pdf/25

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dem goldenen Kalbe ist gemeint, „wo aber nicht, so tilge mich aus dem Buch des Lebens.“ Der HErr aber sprach: „Ich will den aus dem Buch des Lebens tilgen, der wider mich gesündigt hat.“ Da scheint es wieder, als ob jemand, der schon eingetragen ist, wieder ausgelöscht werden könnte. Aber das ist vom Standpunkt menschlicher Anschauung geredet. Die ewige Wahl Gottes kann nicht fallen. Sein ewiger Vorsatz kann nicht umgestoßen werden. Sein Buch des Lebens ist von Ewigkeit her geschrieben und erleidet keine Korrektur, daß ein vorhin darin Eingetragener gelöscht, oder später jemand eingetragen werde. Der, von dem es heißt: Er war getilgt, ist nicht darin gestanden. Aber vom menschlichen Standpunkt sieht es so aus, als ob einer getilgt werden könnte. Man macht die Erfahrung, daß einer lange im Glauben gestanden, ein Kind Gottes gewesen sei, so daß er meint, und andere mit ihm meinen, er müsse eingetragen sein im Buch des Lebens, und doch kann ein solcher fallen und in Unbußfertigkeit verharren und so verloren gehen.

 Nun, wirst du sagen, nimmst du ja mit der andern Hand den Trost wieder, den du mit der einen Hand gegeben hast. Doch mit nichten. Dadurch, daß du auf die Möglichkeit des Falls hingewiesen wirst, soll dir der Trost nicht genommen, sondern du sollst vor fleischlicher Sicherheit bewahrt werden.

 Die Schrift spricht von einer Freude, die die Furcht nicht ausschließt, von einer Freude mit zittern. So gibt es eine Gewißheit des Heils und der Erwählung, die dennoch geteilt ist mit der Sorge der Möglichkeit ihres Verlustes. Derselbe Apostel, der Römer 8 spricht: Ich bin gewiß, daß nieder Tod noch Leben mich scheiden möge von der Liebe Gottes, sagt zu den Korinthern: „Ich betäube meinen Leib und zähme ihn, auf daß ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.“ Er hat also selber die Möglichkeit ins Auge gefasst, daß er verwerflich werden könnte. Und zu den Philippern spricht er: „Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern.“

 Es bleibt aber noch ein reicher Trost übrig, das ist der Trost von der erhaltenden Gnade. „Der heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“ Es gibt eine bewahrende Gnade, eine