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thätigen, frommgläubigen, gottgetrosten Wirkens verlebte dort Arnd, da kam ein Ruf aus der Lutherstadt, ein hochwillkommener, und Arnd zog als Pastor und Beisitzer des Consistoriums nach Eisleben.

Groß war schon Arnd’s Ruf und Ruhm; unter seinen zahlreichen Schriften fanden seine asketischen Werke: Paradiesgärtlein und Wahres Christenthum eine Verbreitung, wie kein anderes Buch ihrer Zeit, ja, wie vielleicht kein späteres. Zahllose Auflagen wurden diesen Schriften zu Theil; sie drangen in das Blut und Leben der damals noch frommen Bevölkerung, sie drangen zum Herzen des Volkes, wie sie einem Herzen entströmt waren, dem das Christenthum zur beseligendsten, lebendigsten Wahrheit geworden. Das Volk verehrte diese Bücher als Heiligthümer, sie standen ihm gleich neben der Bibel, hundertfach wurden Exemplare gezeigt, die bei Bränden unversehrt aus den Flammen gegangen, unter Schutt und glühender Asche hervorgezogen worden waren. Dies war wahr, und hatte natürliche Gründe, dem Volke aber galt es als Wunder und als sichtbarwerden der Gotteshand im retten des göttlichen Wortes.

Nicht lange blieb Arnd in Eisleben, er erhielt die Stelle eines General-Superintendenten zu Zelle 1611 und lebte und lehrte daselbst noch zehn Jahre, bis zu dem letzten Tage, wo er noch über den schönen Schrifttext predigte: Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ärnten, und der Herr der Aernte ihn abrief.

Herrlich war Johann Arnd’s Charakter, voll ungeheuchelter Frömmigkeit, voll Milde, voll Wohlthätigkeit. Ganz fern war ihm der Geiz, der nirgend verächtlicher erscheint, als am Geistlichen; seine Beichtschillinge warf er, wie er sie empfing, in den Almosenkasten, und hatte stets Hülfsquellen und Mittel für die bedrängten; auch dies deutete des Volkes Glaube als übernatürlich – er besitze den Stein der Weisen, könne Gold machen, ward geglaubt. Christus war sein bewährter Stein, Liebe sein Wundergold, darum reifte dem treubewährten nach einem gottseligen Leben die Thränensaat seiner leidenvollen Jugend zur heiligen Freudenärnte.