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Johannes Aventin.
Geb. 1468, gest. d. 9. Jan. 1534.


Der Vater der bayrischen Geschichtschreibung, welcher, hochverdient um sein Vaterland, auch andern Geschichtschreibern Beispiel und Anregung zu gleicher ruhmvoller Thätigkeit gab.

Abensberg in Oberbayern war der Geburtort Johann Thurmair’s (dieß der ursprüngliche Vatername), dessen Jugendgeschichte im Dunkel liegt. Er bestimmte sich den Studien und der Wissenschaft und studirte zuerst auf der heimischen Hochschule, dem berühmten Ingolstadt, wo unter vielen Hochbegabten auch der erleuchtete Conrad Celtes lehrte, und nannte sich dann Aventinus, weil er der Ansicht war, sein Heimathort Abensberg sei von altrömischer Gründung und habe als Colonie der Römer den Namen Aventinium geführt, genannt nach dem größten Berge der weltbeherrschenden Siebenhügelstadt. Von Ingolstadt wandte sich Aventin nach Paris, wo ebenfalls berühmte Männer seine Lehrer wurden und er die Magisterwürde erlangte. Im Jahre 1503 kehrte er nach Deutschland zurück und reiste nach Wien, wo er Privatvorlesungen in der Poesie und Beredsamkeit hielt, von da 1507 nach Krakau, der altberühmten Hochschule Polens, wo er gleich dem früher dort ebenfalls verweilt habenden Conrad Celtes Lehrer und Schüler zugleich war, wie es überhaupt zur Zeitsitte gehörte, möglichst viele Hochschulen zu besuchen. In Krakau lehrte Aventin öffentlich griechische Grammatik und studirte Mathematik. Nach Verlauf einiger dort zugebrachten Jahre zog es ihn abermals nach der Heimath, er weilte eine Zeitlang in Regensburg und begab sich dann wieder nach Ingolstadt, wo er mit Ruhm Rhetorik lehrte und einige Bücher Cicero’s erklärte.

Ein ehrenvoller Ruf nach München, vielleicht veranlaßt durch seine 1512 erschienene Rudimenta grammaticae latinae – erhob Aventin zum Erzieher der beiden Prinzen des Bayernherzogs Albert, Wilhelm Ludwig und Ernst, und hier war es nun, wo Beruf und Aufmunterung ihn veranlaßte, sein großes Werk: Annales Bojorum zu verfassen, zu welchem er die sorgsamsten Geschichtsstudien in den Archiven Bayerns und Deutschlands, ja selbst Italiens machte, für welchen Zweck die Reisen mit dienten, auf denen er seine fürstlichen