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Franz II. Joseph Karl, Deutscher Kaiser.
Geb. d. 12. Febr. 1768, gest. d. 2. März 1838.


Deutschlands letzter, Oesterreichs erster Kaiser, Zeuge großer Wandlungen in des Vaterlandes Geschicken, Zeuge und Genosse einer bedeutenden Zeit, von der noch keine Ahnung an seiner Wiege sang. Franz war der Sohn Kaiser Leopold II. und Marie Louisens, Infantin von Spanien. Seine Erziehung war der hohen Geburt angemessen, seine Neigung ritterlich. Mit 20 Jahren vermählte er sich mit Prinzessin Elise Wilhelmine Ludovica von Würtemberg, wurde nach 2 Jahren schon Wittwer, und schloß 1790 ein zweites Bündniß mit Prinzessin Maria Theresia von Neapel, die ihm 13 Kinder schenkte. Die ersten Kriegslorbeeren pflückte der junge Erzherzog unter Laudon’s kundiger Leitung und als Oberbefehlshaber des 1788 gegen die Türken ziehenden Heeres. Diese Vorschule war ihm nützlich, denn seinem Leben war nicht das Loos gefallen, in friedlicher Stille und Ruhe sein Volk zu regieren, sondern der Kriegsgott warf ihm die Würfel und führte ihn von Kampf zu Kampf. Als Kaiser Leopold gestorben war, trat Franz am 1. März 1792 die Regierung der kaiserlichen Erblande an und ließ sich am 6. Juni desselben Jahres zum König von Ungarn krönen, am 7. Juli erfolgte seine Wahl zum römisch-deutschen Kaiser, am 14. Juli die Kaiserkrönung, am 4. August die zum König von Böhmen. Die Republik Frankreich erklärte ihm den Krieg und begann denselben in Belgien, wohin der Kaiser selbst eilte und als oberster Kriegsherr sein Heer mit persönlicher Tapferkeit befehligte. Hier erfocht er bedeutende Siege, schlug im Jahre 1794 die Schlachten bei Cateau, Landrecy und Tournay als Held, sah sich aber dennoch zum Rückzug und zur Heimkehr genöthigt, weil Bonaparte aus Italien vorrückte und die Hauptstadt Wien bedrohte. Der Friede von Campo Formio am 17. Oct. 1797 endete diesen Krieg, Oesterreich verlor Belgien und Mailand und bekam dafür Venedig bis an die Etsch. Im nächsten Jahre verband sich Oesterreich mit Rußland und England zu neuem Feldzug gegen die französische Republik, schritt gegen den Rhein vor und drang in Italien ein, war aber nicht siegreich und sah sich zum Frieden von Luneville genöthigt, der am 9. Februar 1801 abgeschlossen wurde. Ebenso wenig war das Glück der Waffen Franz II.