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Friedrich II., König von Preussen.
Geb. d. 24. Jan. 1712, gest d. 17. Aug 1786.


Preußens Heldenkönig, Deutschlands Ruhm und Stolz. Aeltester Sohn Friedrich Wilhelm I., Königs von Preußen, als Prinz von Oranien geboren, im zweiten Lebensjahre Kronprinz geworden, genoß er unter der Aufsicht des strengen Vaters eine militärisch despotische Erziehung, deren starren Fesselzwang der aufstrebende Geist des Kronprinzen auf jede Weise zu brechen suchte. Daher langnachhaltiger Zwiespalt mit dem ruhmvollen, praktischen Vater, der jede Idee des Sohnes, die irgend romantische Färbung haben mochte, mit Härte durchschnitt, daher in Friedrich II. frühzeitig die Entwickelung zu einem durch Widerstand gestählten Charakter. Die Mutter, Sophie Dorothea, königl. Prinzessin von Großbrittanien und Hannover, liebte Friedrich zärtlich, sie suchte zu sühnen, suchte ihn, als er zum Jüngling herangewachsen war, durch die Hand einer englischen Prinzessin zu beglücken, während der Vater aus politischen Rücksichten mehr zu Oesterreich sich hinneigte, und dieser Zwiespalt der Ansichten des königlichen Aelternpaares wurde dem Sohne ebenfalls zur Quelle mancher Leiden. Alle schönen Neigungen, deren Friedrichs jugendliches Herz begehrte: Musik, Lectüre, Glück der Freundschaft, mußte er heimlich zu befriedigen suchen, und da nichts verborgen blieb und bleiben konnte, so entfremdete sich ihm des Vaters Herz mehr und mehr, und der König dachte schon daran, den Kronprinzen seines angeborenen Rechts zu entsetzen und den mehr geliebten, folgsameren zweiten Prinzen August Wilhelm zum Nachfolger in der Herrscherwürde zu bestimmen. Der Riß zwischen Vater und Sohn erreichte seinen Gipfel, als der Kronprinz einen Fluchtversuch wagte, welcher verrathen wurde und die schrecklichsten Folgen nach sich zog. Der treue Freund und Gehülfe bei dem grausam vereitelten Projekt, Lieutenant Katte, wurde zu Küstrin hingerichtet, und aus dem Fenster seines dortigen Gefängnisses mußte der Kronprinz den Freund zum Tode führen sehen, ja sein eigenes Leben stand auf dem Spiele, bis endlich der aufgebrachte Vater sich versöhnen ließ. Zu dieser Versöhnung trug ein Opfer des Gehorsams von Seiten des Sohnes wesentlich bei; der Kronprinz vermählte sich auf des Vaters Wunsch mit der Prinzessin Elisabeth Christine von