Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/119

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg.
Geb. d. 6. Febr. 1620, gest. d. 29. April 1688.


Der große Kurfürst! Diese ehrende Benennung ertheilte die Geschichte einem Manne aus dem ruhmreichen Hohenzollernstamme, dessen Lebensberuf durch höhere Lenkung es wurde, den festen Grund zu Preußens künftiger Größe zu legen.

Friedrich Wilhelm’s Geburt fiel in die sturmvolle Zeit des Beginnens des dreißigjährigen Kriegs; der Vater war Kurfürst Georg Wilhelm, die Mutter Elisabeth Charlotte, geborene Prinzessin von der Pfalz. Die Aeltern ließen ihn sorglich erziehen, und das Unglück des Vaters, das Weh der Zeit, und manche schmerzliche Erfahrung halfen ihn bitter schulen, und lehrten ihm die Cardinaltugend des Regenten, Charakterfestigkeit, deren Mangel manchen sonst braven Fürsten zum Spielball seiner Minister herabsinken ließ. Im Jahre 1635 besuchte der Kurprinz die Hochschule Leyden, von der ihn aber bald eine ausbrechende pestartige Seuche vertrieb, dann nahm er in Holland an kriegerischen Unternehmungen Theil und eignete sich tüchtige Kenntnisse in den Kriegswissenschaften, unter den tapfern Oraniern Wilhelm, Johann Moritz und Friedrich Heinrich an, floh aber vom glänzenden Hofe des letzten Prinzen vor Gefahren, die sein sittliches Gefühl mit Verletzung bedrohten, und bestand auch noch später manche bedrohliche Gefahr anderer Art, Meuchelmord durch Stahl oder Gift, geleitet von der höhern Hand, die der Länder Loose wägt, und schützend über denen schwebt, denen sie diese Loose anvertraut.

Im Jahre 1610 verlor Friedrich Wilhelm seinen unglücklichen ihn zärtlich liebenden Vater, und bekam als Erbe ein von den Stürmen des Krieges furchtbar zerrissenes und verwüstetes Land, noch dazu an allen Grenzen von Feinden bedroht, welche Neigung zeigten, so viele Theile dieses Landes als möglich sich anzueignen, dazu verwaltet durch einen allmächtigen Minister, den Grafen Schwarzenberg, der in Oesterreichs Sinne handelte und das bekannte Ministergelüst, an des Regenten Statt den Regenten selbst zu spielen, zur vollen Geltung brachte. Diesem heillosen treiben machte der junge Kurfürst ein rasches Ende, Schwarzenberg ward gestürzt und starb; treue und willige Diener, unter deren Namen der von Burgsdorfs am hellsten glänzt, traten