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Herzog Georg schrieb warnend an seinen Vetter, den Kurfürsten, es solle sich dieser doch eines Mannes abthun, der sich der böhmischen Ketzerei offenkundig schuldig mache; ebenso benutzte er die unsinnigen Schwärmereien Storch’s, Münzer’s und anderer, der sogenannten »himmlischen Propheten«, Luther zu verdächtigen und ihm jener Lehren und Thaten zuzuschreiben. Darum drang der Herzog bei seinen Vettern darauf, Luther’s Lehren zu unterdrücken und die kaiserlichen und päpstlichen Verdammungsurtheile gegen ihn vollstrecken zu lassen. In sein Land durfte keine Lutherbibel; bei wem sie gefunden ward oder wer überwiesen wurde, in den kursächsischen Orten evangelische Predigten gehört zu haben, büßte hart, und es traf viele Anhänger der neuen Glaubensrichtung Landesverweisung oder Gefängniß, wo nicht gar Todesstrafe. Das stimmte naturgemäß den eisernen Luther nicht weich und mild gegen den Herzog; er sah in letzterem nur einen Feind des Evangeliums, einen antichristischen Widersacher und legte die Ausdrücke seines Zorns nicht auf die Goldwage diplomatischer Höflichkeit. – Den eigenen Hofprediger, Alerius Crossner, der im Geiste der Reformation zu predigen begann, verabschiedete Herzog Georg, und den Edeln seines Landes, welche evangelische Prediger auf ihren Gütern anstellten, wurde mit Landesverweisung und Confiscation dieser Güter gedroht, wenn sie die mißliebigen Prediger nicht abschafften. Als im Jahre 1533 einige Leipziger Bürger nach dem kurfürstlichen Grenzdorfe Holzhausen gegangen waren und dort evangelische Predigten gehört hatten, deshalb verfolgt wurden und Luther es erfuhr, schrieb er einen eigenen Trostbrief an diese Bürger und nannte den Herzog einen Teufels-Apostel. Der Kurfürst, sein Herr, verwies das, nach erfolgter Beschwerde des Herzogs, dem kühnen Reformator, aber Luther kehrte sich daran wenig, und so wie der Herzog in seiner Gehässigkeit beharrte und fortfuhr, so fuhr auch Luther fort, gegen den Herzog heftig zu schreiben, bis der Kurfürst Johann der beständige den Streit schlichtete und die beiderseitigen theologischen Kämpfer, unter denen Cochläus auf des Herzogs Seite der bedeutendste war, zur Ruhe und mindestens zur Mäßigung verweisen ließ.

Die Packischen Händel berührten den Herzog Georg ebenfalls unmittelbar. Dieser läugnete zwar die Mitwissenschaft an dem Breslauer Bündniß gegen die reformirenden Fürsten ab, ruhte aber nicht, bis auf seinen Betrieb der unglückliche v. Pack gefangen, gefoltert und enthauptet wurde und die Wahrheit seiner Aussagen mit dem Tode besiegelte.

So währten die Feindseligkeiten auf religiösem Gebiete selbst zwischen den beiden einander so nahe verwandten Landesherren fort. Da Herzog Georg mit Härte gegen protestantische adelige Vasallen von ihm verfuhr und sie vertrieb, so begann der Kurfürst ein gleiches mit den katholisch gebliebenen Edeln seines Landes, bis dieser Zwiespalt, dem ein unfreundlicher Briefwechsel stets neue Nahrung gab, durch den Landgrafen Philipp zu Hessen 1536 geschlichtet ward.

Sehr empfindlich und schmerzlich war es für Herzog Georg, daß im Jahre 1537 sogar sein eigener Bruder, Herzog Heinrich, der zu Freiberg residirte, öffentlich dem protestantischen Glaubensbekenntniß und dem schmalkaldischen Bunde beitrat, auch seine kleine, nur aus zwei Aemtern bestehende Herrschaft reformirte; ersuchte den Bruder anders zu stimmen, aber erfolglos. Nicht der Kirchenverbesserung, dieß ging aus allen Handlungen des Herzogs Georg hervor, war dieser feind, sondern deren von den Protestanten angenommenen Formen für die neue Lehre. In Verbindung mit dem Kurfürsten von Mainz gelang es ihm, zu Gunsten seines Schwiegersohnes, des Landgrafen Philipp zu Hessen, den Vertrag zu Kadon zu Stande zu bringen, und ebenso war er im Jahre 1534 geneigt, zu einer Religionsvereinigung die vermittelnde Hand und Hülfe zu bieten, allein eine solche kam nicht zu Stande und konnte nicht zu Stande kommen, weil die römische Kirche das Dogma von ihrer Heiligkeit und Unfehlbarkeit, wie jenes von der Messe nicht umstoßen lassen durfte.

So brachte Herzog Georg seine Zeit mit Unruhe hin; seines letzten Sohnes Tod ging ihm sehr nahe, obschon der Prinz geistesschwach war; er wollte seinen Bruder Heinrich enterben und seine Lande dem Kaiser vermachen, wenn ersterer nicht beim alten Glauben bleibe; das war aber nicht möglich, und zugleich unterbrach allen Streit darüber der Tod in seinem Schloß zu Dresden, dan er mit einem steinernen Todentanze künstlerisch hatte schmücken lassen. Der Herzog starb, ohne die katholischen Sterbesakramente zu empfangen, im lebendigen Vertrauen auf Christus Jesus.

In der Geschichte wird Herzog Georg theils der reiche, theils der bärtige genannt, und so erscheint er vielfach mit langem und starkem Bart abgebildet, während andere gleichzeitige Bildblätter ihn völlig bartlos, mit kahlem Vorderhaupt und auf diesem ein Turnierkränzlein darstellen. Er war vom Kaiser mit dem Vließorden ausgezeichnet.