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August Neidhart Graf von Gneisenau.
Geb. d. 28. Oct. 1760, gest. d. 24. Aug. 1831.


Graf von Gneisenau ist mit Scharnhorst und Blücher der dritte im Heroenbunde jener großen Zeit, die Deutschlands Fesseln brach und wie eine glückverheißende Morgenröthe über dem Vaterlande strahlte. Tapfer und thätig, muthvoll und besonnen, als Krieger ein Held, als Mensch ein Ehrenmann, hat er unvergänglichen Nachruhm sich erworben.

Auf einer Durchreise durch das Städtchen Schilda gab seine Mutter Gneisenau das Leben. Er hatte das Unglück, beide Aeltern früh zu verlieren und wurde in Würzburg erzogen, wo die Großältern lebten. Von der Schule zu Würzburg kam Gneisenau nach Erfurt, studirte dort und trat 1782 in Markgräflich Bayreuthische Dienste. Als er es in denselben bis zum Lieutenant gebracht, schien sein Loos ihn in den Kampf gegen die amerikanische Freiheit führen zu wollen, wohin er mit einem Ergänzungscorps von 400 Mann absegelte, dort aber bereits den Waffenstillstand geschlossen fand und gern zurückkehrte. Gneisenau trat nun in königl. preußische Dienste, wurde 1789 Hauptmann der niederschlesischen Küselierbrigade und wurde in den Feldzügen in Polen 1793 und 1794 mit verwendet. Die Zeit, welche der Garnisonsdienst, der in mehreren schlesischen Städten wechselte, ihm vergönnte, wendete Gneisenau mit gründlichem Fleiß auf seine militärische Fortbildung und ließ in der Stille den großen Feldherrngeist reifen, welcher berufen war, Deutschland unvergeßliche Dienste zu leisten.

Als der Feldzug von 1806 eröffnet war, erhob sich Gneisenau’s Gestirn, das ein langer Friede noch im Dunkel gehalten, zu glänzendem emporsteigen. Er focht mit in der unglücklichen Schlacht bei Saalfeld, Prinz Luis von Saalfeld und die meisten höhern Officiere waren gefallen, Gneisenau mußte den Rest des geschlagenen Heeres zurückführen und that dieß mit aller Tapferkeit und Umsicht. Der siegreiche Feind nahm die Festungen des Landes, nur Kolberg hielt sich noch durch die muthvolle Ausdauer seines größten, für des Vaterlandes Ehre begeistertsten Bürgers Nettelbeck (Lieferung 1.). – Gneisenau kam, bisher immer noch Hauptmann, jetzt zum Major ernannt, und hielt Stadt und Festung mit bewunderungswürdiger Ausdauer, von