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Karl August Fürst von Hardenberg.
Geb. d. 31. Mai 1750, gest. d. 26. Nov. 1822.


Fürst von Hardenberg ist als Staatsmann und ächter deutscher Patriot hochberühmt und lebt im Andenken der dankbaren Nachwelt fort. Er war mit hohem Vertrauen beehrt, und, indem er demselben auf das vollkommendste entsprach, so glücklich, neben der Fürstengunst auch die Gunst des Volkes zu besitzen, dessen Wünschen und Verlangen er fleißig Rechnung trug. So wandelte der bedeutende Mann eine der glänzendsten Laufbahnen auf dem glatten und gefährlichen Boden der Diplomatie und der höheren Staatskunst.

Erstgeborener Sprößling eines alten Braunschweigischen Geschlechtes, dessen Stammburg bei Nörten, nicht weit von Göttingen stand, und dessen Ruhm schier dem der Dalberge gleich kam, wurde der Freiherr K. A. v. Hardenberg zu Essenrode geboren, dessen Vater als Feldherr unter dem berühmten Herzog Ferdinand in hohen Ehren stand und als Hannoverscher Feldmarschall endete. Der Sohn empfing eine gediegene Erziehung und machte, nachdem er in Göttingen und Leipzig studirt, als talentreicher Schüler Pütter’s, der schon dem jungen Akademiker ein günstiges Prognostikon stellte, seinen Weg durch die cameralistisch-juristischen Kollegien, bis er diese verließ, 1773 auf Reisen ging, und sich auf diesen noch mehr feinen Weltton, höfische Sitte, und jene diplomatische Gewandtheit zu eigen machte, ohne welche ein großer und bedeutender Weg in Staatsämtern nicht zu wandeln ist. Besonders war es Wetzlar, welches durch die vom Kaiser Joseph angeordnete Visitation des Reichskammergerichts bildend und fördernd auf v. Hardenberg einwirkte, weil es gleichsam als eine hohe Schule betrachtet wurde, auf der durch den Einblick in die verwickelten Rechtsverhältnisse des deutschen Reiches und seiner zahlreichen Regierungen Einsicht gewonnen und der staatsmännische Blick geschärft werden konnte. Von da ging v. Hardenberg nach Regensburg zum Reichstag, um gleichen Zweck, den seiner saatsmännischen Ausbildung, dort mit gleichem Glück zu verfolgen, und wandte sich dann nach Berlin, um auch dort die neuen Staatseinrichtungen kennen zu lernen, mit welchen Friedrich der Große seine Regentenweisheit beurkundete.

In die Heimath zurückgekehrt, wurde v. Hardenberg