Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/170

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und zum Gemüth innig sprechende des allemannischen Dialektes den allemannischen Gedichten zu lebhaftem Beifall und größtmöglichster Verbreitung. Die deutsche Dialektdichtung war noch wenig angebaut, nur Johann Conrad Grübel, und später J. H. Voß hatten mit großem Glück, der erstere die nürnberger in scherzhaften Gedichten, der zweite die plattdeutsche Mundart in lieblichen Idyllen und Gedichten gleichsam zu verklären gesucht, und wohl mag Voß Hebel vorgeschwebt haben, obschon der letztere völlig selbstständig auftrat, und ungleich mehr, als an neuere, an die schwäbischen Minnesinger erinnerte, denn eine gleiche Unbefangenheit und Naivität im Ausdruck, und die gleiche Zartheit der Empfindungen beseelte, wie jene, so auch die Dichtungen Hebels. Kaum zu zählen sind die spätern Auflagen derselben, und mehrere Schriftsteller haben sich auch die höchst undankbare Mühe gegeben, die allemannischen Gedichte in das Hochdeutsche zu übertragen, was geradezu den Farbenstaub vom Flügel des Sylfen, den Thau von der Blume, den zarten Dufthauch von der Herbstfrucht abstreifen heißt. Auch nachgeahmt wurde Hebel häufigst, ja jetzt ist wohl kein noch so kleines Ländchen und Winkelchen in Deutschland, aus dem nicht sein Dialekt in einigen Verslein hervorzirpt. Der Sprache mag damit ein Dienst geleistet sein, der Poesie sicherlich nicht; nicht jeder Dialekt eignet sich für die poetische Behandlung; es giebt in Deutschland Länder, deren Idiome und Dialekte von Natur unschön, grob und bäurisch klingen, was besonders von einigen nordfränkischen Provinzen gilt, die nimmermehr sich für poetische Auffassung eignen.

Im Jahre 1805 wurde Hebel badenscher Kirchenrath und 1808 Gymnasiumsdirektor. Im letzteren Jahre begründete und begann er seine beliebte Zeitschrift: »Der rheinländische Hausfreund«, der bis 1811 erschien und dann unter dem Titel »Rheinischer Hausfreund« durch die Jahre 1814 und 1815 fortgesetzt wurde. Ein Auszug aus der ersten dieser Schriften erschien 1811 unter dem Titel: »Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes«, die Quintessenz desselben darbietend, und erlebte mehrere Auflagen. Vielen Epigonen in der volkstümlichen Schreibweise diente Hebel als Vor- und Musterbild, und es wäre wohlgethan, wenn eine noch ungleich größere Anzahl die edle Denk- und Schreibweise Hebel’s zu erreichen gestrebt hätte, statt dem Volke mit Gemeinheiten zu schmeicheln, und zu wähnen, für das Volk sei auch die ungenießbarste Speise gut genug.

Im Jahre 1809 wurde Hebel Mitglied der evangelischen Kirchen- und Prüfungskommission, 1814 Mitglied der evangelischen Kirchen-Ministerial-Section, endlich 1819 empfing er Rang und Titel eines Prälaten und 1820 das Comthurkreuz des Zähringer Löwenordens, zugleich ertheilte ihm die theologische Facultät zu Heidelberg die theologische Doktorwürde.

Hebel endete sein thätiges und verdienstvolles Leben im Hause eines vieljährigen Freundes, Namens Zeyher, dem berühmten Vorsteher des botanischen Gartens zu Schwetzingen, als er von einer nach Mannheim gemachten Reise in die Heimath zurückkehren wollte. Ein Denkmal wurde Hebel im Hofgarten zu Karlsruhe errichtet.