Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/182

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Ausschwung wieder der siebenjährige Krieg, der, wie jeder Krieg, Künste und Wissenschaften in Bande schlug, und Heyne gerieth aufs neue in drangvolle und kummervolle Lagen des Lebens. Henne mußte noch einmal Hofmeister werden; er ward es auf Rabeners Empfehlung bei dem späteren Präsidenten von Broitzem im Jahre 1757. Seine Nebenstunden füllte er nun mit der Bearbeitung seiner Acta publica aus, welche in 5 Bänden von 1757 bis 1760 erschienen.

Im Jahre 1750 begleitete Henne den jungen von Broitzem, seinen Zögling, auf die Hochschule zu Wittenberg, und stand, als sein Erziehungsgeschäft beendet war, abermals hülflos da, denn der Krieg verschloß ihm die Pforten fernerer Thätigkeit. Endlich zerrissen die Wolkenschleier, und die Sonne seines Glückes, seines Ruhmes strahlte den trefflichen Gelehrten dauernd und lange an. Im Februar 1763 wurde Heyne nach Göttingen als Professor der Beredsamkeit berufen, erlangte bald nach seiner Anstellung die erste Stelle an der dortigen Bibliothek, wurde bleibender Secretair der Göttinger Societät der Wissenschaften, Hofrath und geheimer Justizrath.

Zahlreich wurden Heyne’s Vorlesungen besucht, sie bildeten einen strahlenden Mittelpunkt im Ruhmeskranze der Georgia Augusta. Philologie und klassisches Alterthum lehrte Heyne mit bewunderungswerthem geistigem erfassen und durchdringen, nicht im Styl pedantischer Gelehrtenzopfthümler, die auch noch heute nicht über den Geschichtstabellenkram, die Jota- und Kommagrübelei und das Feld von Troja hinauskommen. Heyne stand wie ein Priester des Alterthums an reinen Altären und indem er das philologische Seminar leitete, bildete er Lehrer für ganz Deutschland aus, von denen viele, ihm treulich nachstrebend und nacheifernd, den Kern der Klassicität sich gewannen, und die Schale den traurigen Epigonen nachließen. Heyne gab wiederholt den Virgil heraus, und arbeitete 18 Jahre an einer Ausgabe des Homer, deren Vollendung er nicht erlebte. Alle seine zahlreichen akademischen und sonstigen Schriften sind ebensoviele Zeugnisse seines glänzenden Geistes, seiner allumfassenden Kenntnisse und der Gediegenheit seines Wissens. Ein Schlagfluß endete das Leben des thätigen, 82jährigen Greises, dessen Ruhm dauernd begründet bleibt.