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Johann Friedrich, Kurfürst u. Herzog zu Sachsen.
Geb. d. 30. Juni 1503, gest. d. 3. März 1554.


Wie dieser Fürst Erbe des Väterruhmes war, so wurde er Schöpfer des eigenen; er war mäßig im Glück, groß im Unglück; ein treuer Kämpfer der Reformation und ein Märtyrer für sie; er förderte ihr Aufblühen, sah ihre Bedrängniß und blieb in jeder Lebenslage ihr begeistert und beharrlich zugethan.

Johann Friedrich, ältester Sohn Kurfürst Johann des Beständigen, wurde zu Torgau geboren, genoß als Kurprinz der Leitung und Erziehung des gelehrten Spalatin gemeinschaftlich mit seinem Bruder Johann Ernst, und lernte an des eigenen Vaters, wie an anderer bedeutender Männer edlem Beispiel den Werth des geläuterten Evangeliums kennen und schätzen. Mit dem weisen Oheim zog er 1521 gen Worms zum Reichstag, mit dem treuen Vater auf die Reichsversammlungen zu Speier und Augsburg. So stand er mitten in der politisch kirchlichen Bewegung, gewann lebendige Theilnahme für die protestantische Sache und weihte sich derselben mit ganzer Seele.

Als Johann Friedrich’s Vater 1532 unvermuthet in Schweiniz mit Tode abging, waren die Söhne fern von seinem Sterbebette; Johann Friedrich weilte in Schweinfurt, wo Einigungsverhandlungen zwischen den katholischen und protestantischen Reichsständen versucht wurden. Kaiser Carl V. hatte sich bereits persönlich unhold gegen den Erben des Sachsenthrones und der Kur gezeigt, zum Danke, daß des jungen Herzogs großer Ohm ihm, dem Kaiser, zu dessen höchster Würde, zur Oberherrschaft des deutschen Reiches verholfen hatte. Carl V. nahm dem Herzog seine eigene, letzterem bereits verlobte Schwester Katharina wieder, und Johann Friedrich vermählte sich dann mit Prinzessin Sibylle von Eleve, einer vortrefflichen Fürstin.

Nach dem Ableben des Vaters verbesserte Johann Friedrich die Gehalte der Lehrer an der Wittenberger Hochschule, nahm die Huldigung seines Landes an, berief 1533 einen Landtag nach Jena und ordnete eine große Kirchenvisitation an. In demselben Jahre bekämpfte Luther in starken Schriften den Vetter des neuen Kurfürsten, Herzog Georg zu Sachsen, was zu einem starken Schriftenwechsel zwischen beiden Höfen führte, doch legte der Kurfürst den unangenehmen Hader gütlich bei.