Unter der befreundeten Genossenschaft Doctor Martin
Luther’s war Justus Jonas einer der hervorragendsten
und treubeharrlichsten Freunde des großen Reformators.
Thüringer von Geburt wie Luther – sein Vater
war Bürgermeister in der ehemalig freien Reichsstadt
Nordhausen – wandte Jonas sich, wie Luther,
der thüringischen Hauptstadt Erfurt zu, dort
seine höheren Studien zu beginnen. Dort knüpfte er
Bekanntschaft und innige Freundschaft an mit einem
Kreise von Gelehrten, deren Namen die Nachwelt noch
heute mit hoher Achtung nennt: Johann Lange, Eoban
Hesse, Ulrich von Hutten, Justus Menius, Joachim
Camerarius, Adam Crato, Johann Crotus, Heinrich
Eberbach, Johann Draco, Georg Petz aus Forchheim,
u. a. Welche Saat geistiger Regsamkeit diese Erfurter
fruchtbringend in den Acker der Zukunft streuten,
hat die Reformationsgeschichte dargethan. Außerdem
besuchte Jonas auch den berühmten Erasmus, und gewann
sich dessen Gunst und Achtung.
Justus Jonas, welcher sich anfangs zum Rechtsgelehrten bestimmt hatte, wurde zu Erfurt im Jahr 1507 Baccalaureus, 1510 Magister der Philosophie, dann Licentiat der Rechte; darauf wurde er – Theolog und erhielt am Severistift zu Erfurt ein Canonikat. Aber in dessen ruhigem Genuß litt es ihn nicht; Luther war der Stern, dem er nachfolgte, nach Wittenberg zog es auch ihn; dort erwarb er die theologische Doktorwürde, wurde Professor für das kanonische Recht, Probst am Allerheiligen Kollegium zu Wittenberg und begleitete Luther auf seinem kühnen Gange nach Worms. Mit unerschütterlicher Treue hing er an seinem Luther, dem er bei dessen Bibelübersetzung wesentliche Hülfe leistete, hing an ihm vielleicht mehr noch als Melanchthon, mehr als Spalatin, mehr als Amsdorf. Wo Luther war, oder wo es galt, diesen mit zu vertreten, war auch Justus Jonas, auf dem Religionsgespräch zu Marburg 1529, auf dem Reichstag zu Augsburg 1550, in Schmalkalden zur Artikelunterschrift 1537. Erst das Jahr 1541 schied ihn von Luther und von Wittenberg; er ward nach Halle zum Prediger und Kirchen-Inspektor berufen, fand aber dort mehr Verdruß als Freude und verließ diese Stadt im Jahre 1540,
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/203&oldid=- (Version vom 15.9.2022)