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Johann Anton Leisewitz.
Geb. d. 9. Mai 1752, gest. d. 10. Sept. 1806.


Ein deutscher dramatischer Dichter, dessen Leben mehr Bedeutung durch sein Talent und sein hohes Streben, als durch die Fülle zahlreicher Werke verliehen wurde; dessen Leben auch kein durch mächtige Schicksale bewegtes war, und der dennoch den vollen Ruhmeskranz verdiente, den seine Mitwelt, wie die Nachwelt, ihm geflochten hat.

Leisewitz wurde zu Hannover geboren, wohin der Vater, welcher früher als Weinhändler zu Celle lebte, gezogen war. Nach gutem Schulunterricht bezog der fähige Jüngling 1770 die Universität Göttingen und wählte das Studium der Rechtswissenschaft. Dort befreundete er sich mit zwei Altersgenossen, die nach verschiedenen Richtungen hin strebsam, sich Anerkennung und Ruhm gewannen, mit Thaer und Hölty. Der Hainbund erblühte zum Heile edler deutscher Poesie, und auch Leisewitz gesellte sich demselben zu; seine Aufnahme fand am Geburtstage Klopstock’s, den 2. Juli 1774, statt. Daraus geht hervor, daß Leisewitz lange in Göttingen lebte. Die Bundesgenossen liebten und achteten ihn; er war für Freiheit und Vaterland begeistert, und schwärmte für beide in der damaligen Tonart. Lange trug er sich mit dem Vorsatz, eine Geschichte des dreißigjährigen Krieges zu schreiben, machte zu derselben auch umfassende Studien, doch ist dieselbe nie erschienen. Das Jahr 1774 trennte die Mitglieder des schönen poetischen Hainbundes, da die Mehrzahl derselben ihre Studien vollendet hatten; auch Leisewitz ging Michaelis dieses Jahres ab, und zwar in aller Stille, um sich und den Brüdern das Weh des Abschieds zu ersparen, und wandle sich nach Hannover, wo er sich Hölty’s, der krank dorthin kam, mit aller theilnehmenden Liebe annahm. Leisewitz machte und bestand sein Advokaten-Examen in Celle, behielt aber, da ihm an der advokatischen Praxis wenig lag, seinen Wohnsitz in Hannover bei, und lebte nur abwechselnd in Celle, wo er den Freund Thaer als praktischen Arzt wiederfand, bis er sich von Hannover gänzlich weg, und nach Braunschweig wandte. Dort war ein reges geistvolles Leben unter der Aegide eines kunstsinnigen Fürsten aufgegangen, dort wirkten bedeutende Gelehrte, glänzte Lessing’s Stern, der von dem nahen