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Max. Julius Leopold,
Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel.
Geb. d. 10. Oct. 1752, gest. d. 27. April 1785.


Ein edler Fürst, dessen Seelengüte und aufopfernde Menschenliebe ihm das dankbare Andenken der Nachwelt dauernd gesichert haben. Herzog Leopold von Braunschweig war der jüngste Prinz des Herzog Karl und der Herzogin Charlotte von Braunschweig, einer königl. preußischen Prinzessin, und wurde zu Wolfenbüttel geboren. Der junge Prinz zeichnete sich schon als Knabe durch Liebenswürdigkeit aus und empfing die sorgfältigste Erziehung, so daß er zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Diese Erziehung leitete vorzugsweise der berühmte Abt Jerusalem, der Religionslehrer des Prinzen, welcher auch dessen bei der Konfirmation abgelegtes Glaubensbekenntniß durch den Druck veröffentlichte. Wissenschaftliche Studien und belehrende Reisen vollendeten die Erziehung des Prinzen, welcher sich auf einer dieser Reisen zu seinem mütterlichen Oheim König Friedrich II. begab und den Revuen in Schlesien beiwohnte. Dort war er Zeuge des Besuches, welchen der junge Kaiser Joseph II. dem großen Preußenkönige machte; später verweilte der Prinz auf der in jener Zeit von deutschen Fürstensöhnen zahlreich besuchten Universität Straßburg, wo Kriegswissenschaft in Verbindung mit den Künsten der höheren Geselligkeit, der Unterricht in der französischen Sprache und die Tanzkunst die wichtigsten Bildungsmittel der bevorzugten Stände abgaben und mit Vorliebe gepflegt wurden. Nach einer Reise durch mehrere Provinzen Frankreichs kehrte Prinz Leopold im Mai 1772 nach Braunschweig zurück und trat 1775 eine abermalige Reise nach Italien an, auf welcher ihm der kenntnißreiche Lessing als Begleiter und Geleiter in die Sphäre des Kunstschönen und der Antike diente. Auf dieser Reise legte der junge Herzogsohn den Grund zu der Vorliebe für Kunst und Wissenschaft, die ihn in seinem nachherigen Leben dauernd beseelte, während zugleich andererseits das Streben des Prinzen, die Bekanntschaft berühmter und durch Wissenschaft wie durch Edelsinn ausgezeichneter Personen zu machen, die vollste Befriedigung fand.

Nach der Rückkehr in die deutsche Heimath übernahm Prinz Leopold das ihm von seinem Oheim bereits früher übergebene preußische Regiment, welches