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Ernst, Graf von Mansfeld.
Geb. 1583, gest. d. 20. Nov. 1626.


Ernst, Graf von Mansfeld, entstammte einem Heldengeschlechte, das schon in frühen Vorzeittagen durch einzelne Glieder seinen Namen rühmlich bekannt machte, so Hoyer, der leidende Held der Schlacht am Welpesholze; so Albrecht und Gebhard, das informatorisch gesinnte Brüderpaar, die Sieger im Bauernkriege; so auch Volrath, Albrechts Sohn, der Retter deutscher Reiter im verderblichen Hugenottenkriege.

Ernst war der natürliche Sohn Peter Ernst’s, Grafen von Mansfeld, Statthalters von Luxemburg, und einer Dame aus edelm Geschlecht zu Mecheln. Erzherzog Ernst von Oesterreich, Gouverneur der Niederlande, hob dieß Kind feuriger Liebe aus der Taufe, und erzog es in der katholischen Religion und für den Kriegsdienst. Als Ernst von Mansfeld in letzterem so weit heran gereift war, daß er bereits nicht unbedeutende Dienste in verschiedenen Feldzügen leisten konnte und leistete, diente er dem Kaiser Rudolf II. in den Niederlanden wie in Ungarn, dann auch dem Könige von Spanien. Kaiser Rudolf verlieh dem jungen Helden die Rechte ehelicher Geburt, aber er verweigerte ihm dennoch die früher ihm zugesagte Einsetzung in die Güter seines 1604 verstorbenen Vaters, die er auf den Grund der ersten Verleihung beanspruchte, und nun schwur sich Graf Ernst von Mansfeld zum unversönlichen Feind des Kaiserhauses, wie zum Feind des katholischen Glaubens, und hielt seinen Schwur mit einer Festigkeit und einer so entschiedenen unerschütterlichen Hartnäckigkeit, daß, hätte er länger gelebt, wohl manches im dreißigjährigen Kriege eine andere Wendung genommen haben dürfte, und die Dauer jenes Krieges vielleicht eine kürzere geworden wäre.

Im Jahre 1610 schwur Ernst den katholischen Glauben ab, und kehrte zum Bekenntniß seiner Väter zurück, welche als glänzende Stützen der beginnenden Reformation in der Geschichte standen. Es waren hundert Jahre vergangen, seit Luther’s Lehre ihre Schwingen erhob, und nun begann mit dem Jahre 1618 der Vertilgungskampf gegen sie, der alles Blut, welches ihr geflossen, und alle Opfer, die ihren bisherigen Siegen gebracht waren, vernichten sollte; da warf Graf Ernst von Mansfeld sein Banner auf und weihte sich